Im Einsatz

Engagement im Hospiz

Stefanie Kaiser steht Sterbenden zur Seite

Sie sind ehrenamtlich im Hospiz-Verein Bergheim, Bedburg, Elsdorf engagiert. Ich begleite Menschen auf ihrem letzten Weg, darunter sind erwachsene Patienten und auch Kinder.

Wie sind Sie dazu gekommen? Ich habe 17 Jahre lang als Beamtin in einer Justizvollzugsanstalt für Männer gearbeitet. Dann musste ich aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Ich wollte etwas wirklich Sinnvolles machen. Obwohl es für die Sterbenden und die Angehörigen oft schrecklich ist, sehe ich in meiner Arbeit etwas Positives.

Wie wird man Sterbebegleiterin? Es müssen Seminare belegt werden, in denen man lernt, die Patienten bestmöglich zu begleiten, die Angehörigen zu unterstützen und mit dem Tod von Anderen umzugehen. Für die Begleitung von Kindern gibt es eigene Seminare.

Und wie kommen Sie zu ihren Patienten? Wir werden erst beauftragt, wenn es keine Hoffnung auf Heilung gibt. Dann bekomme ich von meiner Koordinatorin die Eckdaten des Patienten und vereinbare einen ersten Besuch. Dort kann der Patient entscheiden, ob er mich überhaupt als Begleiterin möchte. Auch ich kann eine Begleitung ablehnen. Die Chemie muss stimmen. Beide Fälle sind bei mir zum Glück noch nie vorgekommen.

Wie kann man sich die Betreuung vorstellen? Mit den Angehörigen vereinbare ich Termine, in denen ich für drei bis vier Stunden die Betreuung übernehme. Manchmal gehen wir spazieren, manchmal sitze ich am Bett und wir unterhalten uns. In dieser Zeit haben die Angehörigen Zeit für sich selbst.

Sie begleiten auch Kinder? Seit mehreren Jahren betreue ich einen Jungen mit einer Erbkrankheit. Er kann nur über einen Sprachcomputer kommunizieren. Mein Sohn ist 13 und hat gefragt, ob er mitkommen darf. Der kranke Junge ist total glücklich darüber.

Sie stehen auch in enger Beziehung mit den Angehörigen? Ja, auf jeden Fall. Wir reden viel. Ich werde auch gefragt, wann es so weit sein könnte. Natürlich bekommt man nach der Zeit ein Gefühl dafür, jedoch antworte ich nicht auf solche Fragen, weil ich keine Ärztin bin und es immer anders kommen kann. Oft schütten sich auch die Angehörigen bei mir ihr Herz aus.

Und wie können Sie den Tod eines Patienten verkraften? Ich sehe den Verlauf und weiß, wann der Körper aufgibt. Der Tod ist meist eine Erlösung für die Person. Ich nehme dem Menschen die Angst. Das ist für mich ein gutes Gefühl. Ich habe eine starke Psyche, die ist vielleicht angeboren und durch meinen Beruf gestärkt. Ganz wichtig ist meine Familie. Unser Verein bietet aber auch Gespräche und Supervisionen an.

Andre Tillmann.JPGUnd wie ist es bei den Angehörigen? Da können unsere Trauerbegleiter helfen. Außerdem gibt es ein Trauercafé, einen Chat und regelmäßig ein Frühstück, bei denen man sich mit anderen Angehörigen austauschen kann.

Stefanie Kaiser steht Sterbenden zur Seite KONTAKT Stefanie Kaiser www.hospiz-bedburg-bergheim.de

Das Interview führte Andre Tillman (Q1)

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Mit Bienen und Blumen für eine bessere Zukunft

Ralf Engels pflegt Wiesen und Wald hinterm Martinswerk

Blumen.PNGDer Meeresboden sieht aus wie eine Mondlandschaft. Wo einst Korallen wuchsen und unzählige bunte Fische lebten, ist es trostlos geworden. Vom tropischen Unterwasserparadies ist nicht mehr viel übrig. So beschreibt Ralf Engels seine Eindrücke von den Malediven. Vor 35 Jahren führte die Hochzeitsreise ihn und seine Frau auf das damalige Insel-Paradies. Vor kurzer Zeit war Ralf Engels wieder dort und traute seinen Augen nicht. Was er beim Schnorcheln sah, war erschreckend.  „Das hat mich gewaltig geprägt. Da habe ich gesehen, dass es später ist als fünf vor zwölf“, erzählt er uns. „Wir zerstören die Natur. Das kann so nicht weitergehen“, dachte sich der Quadrather und fing direkt vor seiner Haustür an.

Immer wenn er mit seinem Hund auf den Feldern hinter seinem Haus Gassi ging, ärgerte er sich über achtlos weggeworfenen Müll und begann diesen einzusammeln. Vor fünf Jahren pachtete er dann vom Martinswerk eine 2,5 Hektar große Fläche und legte auf einer verwilderten Wiese los. „Ich habe da Obstbäume gesetzt und eine Insektenwiese angelegt“, erzählt der Ruheständler. Seitdem ist Ralf Engels aktiver Umweltschützer. Auf dem Gelände entlang der Straße Am Rauland verbringt er je nach Jahreszeit mehrere Stunden täglich. Dabei beobachtet er Tiere wie Rehe, Füchse, Hasen, Eichhörnchen und viele Vogelarten. Bei seinen Rundgängen entdeckt er alte Farbeimer, Altkleider-Säcke, Fernseher, Computer und Drucker. Ist er mit dem Müllsammeln fertig, pflegt er Gehölze, setzt neue Bäume und kümmert sich um die Insektenwiesen. Einen befreundeten Imker konnte er überzeugen, auf der Obstbaum-Wiese Bienenstöcke aufzustellen. Seitdem produzieren sie dort „Rauländer Honig“, den sie für fünf Euro pro Glas verkaufen. Der Erlös aus dem Honigverkauf wird reinvestiert, z.B. in neues Saatgut für Bienenwiesen. Das ist zwar nur ein kleiner Beitrag für den Insektenschutz, aber dennoch wichtig. Schließlich ermittelten die ehrenamtlichen Insektenkundler des Entomologischem Vereins Krefeld, dass zwischen 1989 und 2016 die Gesamtmasse der Fluginsekten in Deutschland um mehr als 75 Prozent abgenommen hat.

Ralf Engels aktuelles Projekt ist der ehemalige Fußballplatz hinterm Martinswerk. Hier soll ein riesiges Klatschmohn-Feld entstehen. Die teuren Samen stellte die Kreisstadt Bergheim zur Verfügung. Über den Budgetbeirat in Quadrath-Ichendorf konnte ein dringend benötigter Balkenrasenmäher angeschafft werden.

DSCN2545.JPGWarum wird ein ehemaliger KFZ-Mechatroniker zum Umweltschützer? „Ich tue das für meinen Sohn und seine Kinder. Ich will die jungen Menschen rumkriegen, anders zu denken“, erklärt uns der 60jährige. Bedingt durch die Corona-Pandemie ist Ralf Engels im Moment nur allein auf dem Gelände unterwegs. Für Sommer oder Herbst plant er bereits eine Benefizaktion für krebskranke Kinder in Zusammenarbeit mit dem Verein „Dat kölsche Hätz“. Unterstützt von Rewe Richrath und den Sängern Peter Brings und Michael Rhein will er ein Picknick in der Natur mit Alpaka-Streicheln organisieren. Auch Schulklassen möchte er durch das Gelände führen und für den Naturschutz sensibilisieren. „Ich finde es gut, wenn sich Jugendliche für eine bessere Zukunft im Rahmen von fridays for future engagieren“, sagt Ralf Engels und wünscht sich, dass sich auch die Unterwasserwelt der Malediven wieder erholt.

Matteo Toplicar (17) und  Marvin Schiffer (17), Gesamtschule Bergheim 


Multitalent mit künstlerischer Ader

Hans Debuch ist aus dem Café Grenzenlos nicht mehr wegzudenken

mara Janina 2.JPG„Fragen hilft nicht, einfach machen!“ Das sagt Hans Debuch im Interview mit uns. Seit Herbst 2017 arbeitet der 69jährige Rentner ehrenamtlich im Café Grenzenlos. Das Café Grenzenlos ist sowohl ein Sozialkaufhaus für Kleidung, Spielzeug und Haushaltswaren als auch ein sozialer Treffpunkt. Betrieben wird die Einrichtung von der Ökumenischen Initiative Neue Nachbarn in Bergheim-Ost im Quartiersbüro Niederaußem der Kreisstadt Bergheim. „Was soll ich mit meiner Zeit machen?“, fragte er sich 2015, als er in den Ruhestand ging und von Türnich nach  Niederaußem gezogen war. Seine Nachbarn machten ihn auf das Café als Anlaufstelle aufmerksam. In der ehemaligen Paulusschule in Niederaußem treffen sich Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Stadtteil. Es gibt Beratungsangebote und eine Vielzahl an Freizeitaktivitäten. Neuerdings ist auch der Kreissportbund in das zuvor leer stehende Schulgebäude mit eingezogen. Hans Debuch ist begeistert vom Konzept des Hauses. Dies besagt, dass jeder willkommen ist. Fast täglich ist der ehemalige Hörgeräteakustiker vor Ort.
Hans Debuch ist nicht nur handwerklich begabt, sondern auch ein Fan der Fotografie, weshalb er sich ständig bemüht, alles in Bildern zu dokumentieren. Seit 2017 erstellt er jedes Jahr eine Chronik, in dem alle Aktivitäten und Ereignisse in Fotos und kleinen Texten festgehalten werden. Im Moment plant er unter der Überschrift „Momente für Morgen“ eine Ausstellung mit 30 großformatigen Fotos vom Alltagsleben im Corona-Lockdown. Ist er nicht mit der Kamera unterwegs, greift er zum Werkzeug. 2018 baute er zusammen mit anderen Engagierten eine neue Küche im Quartiersbüro ein. Wenn gebrauchte Möbel den Besitzer wechseln, hilft er bei Transport und Aufbau. Neuerdings arbeitet er auch als Planer in der Fahrradwerkstatt mit. Jeden Mittwoch bringen mehrere Senioren und eine Gruppe geflüchteter junger Männer, die mittlerweile in Oberaußem eine neue Heimat gefunden haben, alte Drahtesel wieder in Ordnung. „Das gefällt mir, ich kann mir die Zeit selbst einteilen und sehe dass es immer weiter geht und wir nicht stehen bleiben“, erklärt uns der Ehrenamtler seine Motivation.
Doch ausgelastet scheint Hans Debuch, der auch gerne Rock-Musiker geworden wäre, immer noch nicht zu sein. Seit drei Jahren begleitet er einen jungen Mann, der aus Pakistan fliehen musste. Die beiden sind mittlerweile Freunde geworden. Gemeinsam konnten sie für den Geflüchteten, der seine Frau und sein Kind in Pakistan zurücklassen musste, eine Arbeit in einer Kosmetik-Fabrik finden. Dort arbeitet er schon seit zwei Jahren. Nach vielen Briefen, Telefonaten, Behördengängen und Anwaltsbesuchen ist es nun auch gelungen, einen Abschiebestopp zu erwirken. „Probleme mit Geflüchteten hatten wir hier noch nie. Man kennt sich, hilft sich und lernt viel über andere Kulturen“, sagt der Niederaußemer.  
Mara und Janina beim Interview.JPGIm Zuge des Corona-Lockdowns wurde auch das Café Grenzenlos geschlossen. Viele ehrenamtlich aktive Frauen machten sich kurzerhand daran, Masken zu nähen uns sie in Einrichtungen wie Altenheimen zu verteilen. Doch Nadel und Faden sind dann doch nichts für den 69jährigen. Er legte draußen vor dem Schulgebäude eine insektenfreundliche Blumenwiese samt dazugehöriger Bewässerungsanlage an. Leider ruht das gewohnte Leben im Quartiersbüro Niederaußem noch immer. Auch Deutschkurse oder Nachhilfeunterricht fallen aus. „Das ist schade. Normalerweise ist in der Bude immer was los“, sagt Hans Debuch mit einem Lächeln und verweist auf sein nächstes Projekt. Die Fahrradwerkstatt soll in den Keller umziehen. Auch dann wird der rastlose Rentner wieder anpacken, denn für ihn bedeutet die ehrenamtliche Arbeit eine „Win-Win-Situation“. Was er damit meint? „Mir tut das gut, ich bleibe fit und ich kann anderen was Gutes tun.“
Mara Braun (17) und Janina Schröder (17), Gesamtschule Bergheim