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Projekt "Meet a Jew"  

Exkusio_Judentum_25 (1).jpgIm Rahmen des Religionsunterrichts hatten die Schülerinnen und Schüler des 8. Jahrgangs eine besondere Gelegenheit: Zwei Jüdinnen, vermittelt durch das Projekt "Meet a Jew", besuchten unsere Schule und ermöglichten einen offenen Austausch über das jüdische Leben. Diese Begegnung ermöglichte einen direkten Einblick in die Vielfalt und gelebte Realität des Judentums.

Lydia, Anfang 40, stammt aus der Ukraine, ist Physikerin und Mutter von zwei Kindern. Ihre Großmutter, eine Holocaust-Überlebende, hatte sich vom jüdischen Glauben abgewandt. Dennoch war Lydias Kindheit von alltäglichen Diskriminierungen geprägt. Ihre Mathematiklehrerin stellte ihr besonders schwierige Aufgaben, um sie bloßzustellen. Dies führte jedoch dazu, dass Lydia ihre Leidenschaft für die Naturwissenschaften entdeckte. Erst in Deutschland begann sie, sich intensiver mit dem jüdischen Glauben auseinanderzusetzen.

Exkusio_Judentum_25 (3).jpgSarah, Anfang 20, ist Erzieherin in einem jüdischen Kindergarten, wurde in Israel geboren und wuchs in einer sehr orthodoxen Familie auf. Ein sichtbares Zeichen ihrer religiösen Überzeugung ist, dass sie in der Öffentlichkeit keine Hosen trägt. Beide Frauen schufen von Beginn an eine offene Atmosphäre, was dazu führte, dass die erste Schülerfrage das Thema Diskriminierung betraf. Beide berichteten eindrücklich davon, wie sich das gesellschaftliche Klima in Deutschland seit dem 7. Oktober 2022, dem Angriff der Hamas auf Israel, verändert habe. Sie erzählten von Beleidigungen und Anfeindungen, insbesondere wenn sie durch Symbole wie den Davidstern als Jüdinnen erkennbar sind.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs erzählten Lydia und Sarah begeistert von ihren Lieblingsfesten. Sie erklärten die Hintergründe von Chanukka (Lichterfest), Purim (ein Fest, das versteckte Wunder zelebriert)  und Rosch Haschana (Neujahrsfest). Besonders spannend war die Diskussion darüber, welches Fest das schönste sei. Obwohl sie sich nicht einig wurden, bestand doch in einem Konsens: viele jüdischen Feste drehen sich ums Essen  – und das jüdisches Essen sei einfach großartig.

Interessant war auch, wie unterschiedlich die beiden mit den jüdischen Speisevorschriften umgehen. Sarah achtet streng auf die Trennung von Milch- und Fleischprodukten und nutzt dafür farblich gekennzeichnetes Besteck. Lydia hingegen nimmt es entspannter. Diese Vielfalt im Umgang mit religiösen Regeln beeindruckte die Lerngruppe sehr.

Exkusio_Judentum_25 (2).jpgEin besonderes Highlight war die Diskussion über eine Heinz-Ketchupflasche, die Sarah mitgebracht hatte. Anhand dieses Alltagsgegenstandes wollte sie den Schülerinnen und Schülern veranschaulichen, wie präsent die jüdischen Speisevorschriften auch in alltäglichen Produkten sind. Das koschere Siegel auf der Flasche zeigte eindrucksvoll, dass gewöhnliche Produkte bestimmten religiösen Regeln unterliegen. Die Schülerinnen und Schüler waren überrascht, das kleine Siegel mit der Aufschrift "MK Global Kosher Certification" zu entdecken, das die Ketchupflasche als koscher ausweist.

Zum Abschluss wurden Lydia und Sarah gefragt, welche Wünsche sie für ihr Leben in Deutschland haben. Beide äußerten denselben Wunsch: jüdische Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Synagogen ohne Polizeischutz, Security oder Sicherheitsschleusen besuchen zu können – und keine Angst mehr haben zu müssen, als Jüdin erkannt zu werden. Ihr Traum ist ein friedliches Miteinander aller Menschen.

Die Doppelstunde verging wie im Flug, und alle waren dankbar für diese bereichernde Begegnung. Hier einige Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler:

"Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns etwas von Ihrem Leben als Jüdinnen zu erzählen. Besonders schön fand ich, dass Sie so offen waren und uns so viele Fragen beantwortet haben, auch wenn manche sehr persönlich waren."

"Ich finde es beeindruckend, wie unterschiedlich Sie aufgewachsen sind und auch viele Dinge anders sehen. Und trotzdem gehen Sie so freundlich und respektvoll miteinander um."

"Ich fand es spannend zu erfahren, wie viele Gebote und Regeln es im Judentum gibt und wie unterschiedlich sie damit umgehen..... Ich wünsche Ihnen eine friedliche Zukunft ohne Angst!

Diese Begegnung war eine wertvolle Erfahrung, die den Schülerinnen und Schülern einen lebendigen Zugang zum Judentum eröffnete und das Verständnis für Vielfalt und Toleranz stärkte.

Aml